Sa, 10. August 2024 - 08:55

Schwingerkönig Kilian Wenger geht nach 23 Kranzfestsiegen und 110 Kränzen

Es hatte sich angedeutet und am Freitag, 2. August, folgte um 14 Uhr in Wilderswil die Bestätigung: Schwingerkönig Kilian Wenger tritt per sofort zurück. Als Schwinger der Woche gibt er im Interview bekannt, wie der Entscheid fiel und was nun ansteht.

Kilian Wenger ESAF 2019

Kilian Wenger hatte in seiner Laufbahn viel Grund zum Jubel: 110 Kränze und 23 Kranzfestsiege sind es am Ende geworden.

Fotograf: swiss-image.ch

Eine eindrückliche Laufbahn geht zu Ende. Kilian Wenger, Schwingerkönig 2010, geht nach 110 Kränzen und 23 Kranzfestsiegen in die schwingerische Pension. "Es war eine unglaubliche Reise, und ich bin dankbar für all die unvergesslichen Momente, die ich erleben durfte. Jetzt ist jedoch die Zeit gekommen, mich neuen Herausforderungen zu stellen und mehr Zeit mit meiner Familie zu verbringen", sagte Wenger zur Eröffnung der Medienkonferenz am 2. August in Wilderswil. SCHLUSSGANG war bei seiner Derniere vor Ort und sprach nach seiner Rücktritts-Bekanntgabe mit Kilian Wenger.

Kilian Wenger, wann und wie ist der Entscheid zum Rücktritt gereift?
Kilian Wenger: Es war ein Prozess, der sich über längere Zeit entwickelte. Ich habe mich aber nicht unter Druck setzen lassen und wollte den Entscheid selber fällen und vor allem die Zeit selber bestimmen.

Ihr Rücktritt erfolgt per sofort. War ein letztes Schwingfest nach der Rücktritts-Bekanntgabe kein Thema?
Wenger: Den Rücktritt per sofort habe ich bewusst so gewählt. Ich wollte nicht im Voraus bekanntgeben, wann und wo mein letztes Schwingfest stattfindet. Am Schwingfest abzutreten war für mich nicht so vorstellbar, das wäre einfach nicht mein Ding gewesen.

Ein letztes Schwingfest wäre womöglich auch das Berner Kantonalschwingfest gewesen. Sind Sie in Burgdorf nun trotzdem vor Ort?
Wenger: Ja, ich werde vor Ort sein. Es ist noch eine Verabschiedung vor Ort geplant, wie mir zugetragen wurde. Darauf freue ich mich natürlich sehr, aber auch darauf meine ehemaligen Aktivkollegen ein erstes Mal als Nichtschwinger beobachten zu dürfen.

Hatte der Brünig-Schwinget Einfluss auf die Entscheidung?
Wenger: Der Brünig-Schwinget war nochmals ein grosses Ziel von mir. Der sportlich nicht befriedigende Ausgang hatte aber keinen Einfluss auf die Entscheidung, ich wusste schon länger, dass um den Brünig-Schwinget oder das Berner Kantonalschwingfest der Tag kommen wird. Natürlich hätte ich gerne mit einem guten Resultat, einem Kranzgewinn, abgeschlossen. In guter Erinnerung bleibt mir mein letzter Kranzgewinn am Oberländischen Schwingfest, damit schliesst sich für mich ein Kreis.

Was sind die Gründe für den Rücktritt?
Wenger: In erster Linie ist es die Gesundheit. Wie allgemein bekannt ist, habe ich starke Rückenbeschwerden. Diese hatte ich zwar in letzter Zeit dank Spritzen im Griff, aber das Vertrauen in den Körper fehlte. Ohne Vertrauen in den Körper kann ich mein gewünschtes Niveau nicht erreichen. Es war schlimm für mich, nicht das leisten zu können, zu was ich fähig wäre.

Auf was schauen Sie in den vergangenen 25 Jahren als Schwinger besonders zurück?
Wenger: Ich darf mit Stolz auf meine Laufbahn zurückblicken. Natürlich überstrahlt der Schwingerkönigstitel alles, aber auch die fünf Eidgenössischen Kränze, die fünf Berner Kantonalfestsiege oder die fünf Bergkranzfestsiege haben eine besondere Bedeutung für mich. Sehr viel Wert für mich hat auch die Schlussgangqualifikation am Kilchberger Schwinget 2021. Und dazu kommen auch die vielen Begegnungen und Freundschaften, die durch den Schwingsport entstanden sind.

Was werden Sie vermissen?
Wenger: Die Kollegschaft unter den Schwingern ist einmalig. Mir werden sicher die Sprüche untereinander, das gegenseitige Mitfiebern und die Stimmung unter den aktiven Schwingern fehlen.

Die Wichtigkeit beim Umfeld der Sportlerinnen und Sportler wird immer wieder hervorgehoben. Wie war das bei Ihnen?
Wenger: Das ist auch bei mir nicht anders. Ohne meine Familie, die Partner und Sponsoren, die Betreuer und Trainer, das Management oder die Fans, wäre ich nicht da, wo ich jetzt stehe. Ihnen gebührt ein grosses Dankeschön. Und, auch wenn sie es nicht gerne hat in der Öffentlichkeit zu stehen, muss ich meine Frau Kathy besonders hervorheben. Ihr habe ich viel zu verdanken, sie hat mir den Rücken in guten wie auch weniger guten Zeiten immer freigehalten.

Was folgt nun bei Ihnen?
Wenger: Mitte August hoffe ich, dass ich meine Weiterbildung als Technischer Kaufmann erfolgreich abschliessen kann. Zudem ist ein dreijähriges Bauprojekt abgeschlossen worden. Ich freue mich auf alles, was die Zukunft bringt.


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