Fr, 2. August 2024 - 14:26
Ein Leben für den Schwingsport
Mit Kilian Wenger verliert der Schwingsport den grössten Sympathieträger der letzten Jahrzehnte. Zum ersten Mal seit fast 14 Jahren ist damit kein Berner Schwingerkönig mehr als aktiver Schwinger im Einsatz. Der Berner Oberländer verzichtet auf ein Abschiedsschwingfest und tritt per sofort zurück.
Der grösste Erfolg seiner Laufbahn feierte Schwingerkönig Kilian Wenger 2010 mit dem Sieg am Eidgenössischen Schwingfest in Frauenfeld.
Fotograf: swiss-image.ch
Welche Wirkung Schwingerkönig Kilian Wenger immer noch hat, zeigte sich am 2. August bei der Bekanntgabe seines Rücktrittes in Wilderswil. Zahlreiche Medienschaffenden versammelten sich vor Ort und lauschten gebannt den Worten des Berner Oberländers.
„Hiermit gebe ich bekannt, dass ich per sofort vom aktiven Schwingsport zurücktreten werde.“ Diese Worte zum Start der Medienkonferenz von Kilian Wenger gingen den Anwesenden durch Mark und Bein, auch wenn die gewählten Worte so erwartet wurden. Zu seinem Rücktritt sagte Schwingerkönig Kilian Wenger unter anderem: „Ich darf auf eine tolle Laufbahn mit vielen schönen Erfolgen zurückblicken. Natürlich strahlt der Königstitel 2010 in Frauenfeld heraus, aber auch die fünf eidgenössischen Kränze, die fünf Kantonalfestsiege und die fünf Bergkranzfestsiege sowie der Kilchberger Schwinget 2021, mit der Qualifikation für den Schlussgang, haben einen besonderen Stellenwert."
Kein letzter Auftritt in Burgdorf
Bewusst verzichtet Schwingerkönig Kilian Wenger auf einen letzten grossen Auftritt an einem Schwingfest. "Ich habe bewusst diesen Weg gefällt und wollte nicht mehr ein letztes Schwingfest bestreiten, wenn der Rücktritt schon öffentlich bekannt ist. Das ist nicht meine Art und darum passt es so für mich bestens." Natürlich hätte Wenger "gerne", wie er sagt, mit einem Kranzgewinn abgeschlossen, doch der Brünig-Auftritt ohne Kranz habe nichts mehr am Entscheid geändert. "Ich wusste schon länger, dass es um den Brünig und das Kantonale herum zum Rücktritt kommen wird."
Ein Hauptgrund für den Rücktritts-Entscheid sind die anhalten Rückenbeschwerden. "Ich bin zwar derzeit fitgespritzt und daher beschwerdefrei, doch das Vertrauen in den Körper fehlt. Dass ich aufgrund dieser Beschwerden und dem fehlenden Vertrauen nicht mehr das zeigen kann, was ich will, war für mich am schwierigsten."
1999, als Neunjähriger, trat Kilian Wenger dem Schwingklub Niedersimmental bei und schnell wurde erkannt, was mit ihm für ein Talent heranwächst. Schon in den Nachwuchszeiten dominierte er seine Gegnerschaft fast nach Belieben. Der Höhepunkt seiner Jugendjahre im Schwingen war der Sieg beim Eidgenössischen Nachwuchsschwingertag 2006 in Interlaken im Jahrgang 1990.
Grosse Erfolge
2007 gewann Wenger den ersten von bis heute 110 Kränzen. Von Jahr zu Jahr näherte er sich schliesslich der kantonalen und nationalen Spitze. Bereits 2008 gabs den ersten von total 23 Kranzfestsiegen. 2010 folgte in Frauenfeld der grosse Wurf. Mit einem begeisternden Wettkampf über zwei Tage holte er sich verdient den Schwingerkönigstitel. Der Auftritt war derart dominant, dass er nach sieben Gängen bereits uneinholbar an der Spitze lag. Er war in Frauenfeld der erste Schwinger nach Ernst Schläpfer (1980 in St. Gallen), der an einem Eidgenössischen Schwingfest alle acht Gänge gewinnen konnte.
Neben dem Schwingerkönigstitel am ESAF 2010 und dem Gewinn von fünf Berner Kantonalfesten, sind auch seine fünf Bergkranzfestsiege zu erwähnen. Er hat zudem an allen Berg- und Teilverbandsfesten mindestens einen Kranz gewonnen. National machte er 2021 nochmals grosse Schlagzeilen, als er sich für den Schlussgang am Kilchberger Schwinget qualifizierte.
Immer wieder gebremst
Bereits in der Saison nach seinem Königstitel musste der sympathische Berner Oberländer, der die Herzen der Schwingfans im ganzen Land in Kürze eroberte, sich ein erstes Mal mit Thema Verletzungen befassen. Ein Thema, welches ihn in seiner Laufbahn immer wieder bremste. So verpasste er 2014 den Kilchberger Schwinget kurzfristig, aber auch weitere Feste konnte er in seiner Laufbahn aufgrund von körperlichen Blessuren nicht bestreiten.
Mehr zum Rücktritt von Kilian Wenger und was der Schwingerkönig von 2010 dazu sagt, folgt in der Printausgabe der Schwingerzeitung SCHLUSSGANG vom 13. August.
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